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Jahrgang 2015, Ausgabe 1
Artikelaktionen

Netzwerk Zukunftsforschung

Neues aus dem Netzwerk Zukunftsforschung

  1. Netzwerk Zukunftsforschung

1. Treffen AG Methoden

Die AG Methoden des Netzwerk Zukunftsforschung hat sich auch in diesem Jahr getroffen, um sich intensiv mit methodischen und konzeptionellen Ansätzen zu beschäftigen. Am 23. April 2015 kamen die Teilnehmer der AG im Hotel Annaberg in Bad Dürkheim zusammen, um sich den zwei Schwerpunkten „Trendanalyse“ und „Prediction Markets“ zu widmen.

Bereits die Diskussion um den Begriff „Trend“ zeigte deutlich, dass die Wortbedeutung und Interpretation je nach Interpret stark variieren. Wann von einem Trend gesprochen werden kann und was überhaupt einen Trend ausmacht, ist nicht eindeutig zu definieren. Auch die Schwelle, die einen (neuen) Trend markiert, kann nicht allgemein festgelegt werden – zumal qualitative und quantitative Information kaum miteinander vergleichbar sind. Dennoch ist für die unterschiedlichsten Bereiche eine frühe Identifikation von Trends wichtig; entweder als Wettbewerbsvorteil (Wirtschaft) oder auch um mögliche (Gegen-)Maßnahmen zu initiieren (Sicherheitsforschung). Die Wichtigkeit einer regelmäßigen Evaluation der Indikatoren, anhand derer Trends erkannt werden sollen, wurde von allen Teilnehmern als zentral erachtet, da neue Umstände möglicherweise auch neue Indikatoren notwendig machen. Die Unterscheidung in Mega-Trends oder andere Bezeichnung wurde nur teilweise als sinnvoll erachtet. Die Teilnehmer waren sich einig, dass eine Kombination traditioneller Monitoring-Prozesse mit kreativen und flexiblen Methoden durchaus ein Erfolg versprechender Ansatz zur Identifikation von Trends sein kann – ganz gleich in welchem Themenfeld. Allerdings kamen die Teilnehmer ebenfalls überein, dass Entscheider bisweilen zu wenig Mut zeigen und auch in der Wissenschaft eine derartige empfohlene Methodenkombination bislang eher die Ausnahme als die Regel im alltäglichen Forschungsprozess ist. Die Teilnehmer erhofften sich in allen Bereichen diesbezüglich zukünftig mehr Offenheit und Mut.

Zur Einführung in das zweite Thema des Tages „Prediction Markets“ gab Prof. Michael Weingarten von der Universität Stuttgart eine umfassende Betrachtung der grundlegenden Thematik von Entwicklung und Vorausschau. Aus philosophischer Perspektive stellte er hierbei unterschiedliche Ansätze von Entwicklungen in verschiedenen Bereichen vor und verglich sie in einem kritischen Diskurs. Weingarten schöpfte hierbei anschaulich aus seinem umfangreichen Wissen der Evolutionsbiologie, um unterschiedliche Grundzüge von Entwicklung zu verdeutlichen. Hierbei standen vor allem zwei unterschiedliche Perspektiven im Vordergrund: Zum einen Strukturen, die sich aufgrund von Funktionalität bilden und – als breiterer Ansatz – solche, bei denen Entwicklung und Fortschritt nicht aus funktioneller Notwendigkeit entsteht, sondern sich ohne sichtbare Zwänge von innen heraus entwickelt. Explizit hob Weingarten in seinem Vortrag die Relevanz historischer Entwicklungen der funktionalen Strukturen zur Abschätzung zukünftiger Entwicklungen hervor. Hinsichtlich der Überprüfbarkeit von Zukunftsaussagen verwies er auf die Devise des Wirtschaftswissenschaftlers Joseph Schumpeter, der vorschlug, Hypothesen stets auch durch andere wissenschaftliche Disziplinen zu überprüfen. Zudem verwies Prof. Weingarten auf die Chancen, Krisen konstruktiv und positiv als Möglichkeit für Veränderungen zu begreifen und sie entsprechend zu nutzen. Krisen des Bestehenden, so führte Weingarten aus, seien der Ursprung von Innovationen und Veränderungen, somit seien Krisen in diesem Kontext keineswegs negativ konnotiert, sondern könnten als Chance für positive Veränderungen begriffen werden – vergleichbar mit einer Krankheit, nach der der Patient wieder gesunden könne. Generell seien Neuerungen stets eine Störung des tradierten Zustandes. Dem umfassenden philosophischen, ökonomischen und evolutionsbiologischen Vortrag von Weingarten schloss sich eine lebhafte Diskussion über das „Arbeitsfeld“ der Zukunftsforschung und ihrer Rahmenbedingen an. Die Debatte verdeutlichte die Aktualität und das große Interesse aller Beteiligten am zweiten Tagesthema, sodass beschlossen wurde, die Diskussion mit dem Fokus „Prediction Markets & Social Forecasting“ bei einem der kommenden Treffen der AG Methoden noch einmal aufzugreifen.

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